Fortbildung mit nachhaltiger Wirkung – Internationaler Austausch zwischen dem LAFP NRW und der Ukraine

Internationaler Austausch zwischen dem LAFP NRW und der Ukraine
Fortbildung mit nachhaltiger Wirkung – Internationaler Austausch zwischen dem LAFP NRW und der Ukraine
Olha Radkevych ist Ukrainerin und trainiert ukrainische Sicherheitskräfte im Rahmen einer EU-Mission. Ein Kurs des LAFP NRW half nicht nur Olha, sondern hatte bereits Auswirkungen auf die Ausbildung vor Ort.
Martin Pieck, LAFP NRW

„Du gibst dein Haus nicht auf, wenn es brennt." Als Olha diese Worte sagt, spürt man die Entschlossenheit dahinter. Der Krieg hätte sie in die Flucht treiben können. Tatsächlich war sie bereits in Schweden – in Sicherheit, fernab der Zerstörung. Doch das Gefühl, ihr Land und ihre Mitmenschen im Stich zu lassen, war stärker. „Ich hätte bleiben können, aber mein Herz war in der Ukraine. Ich musste zurück."

Vor dem Krieg war Olha bereits im Sicherheitssektor tätig. Heute arbeitet sie in der beratenden Mission der Europäischen Union für eine Reform des zivilen Sicherheitssektors in der Ukraine (EUAM) zur Unterstützung der zivilen ukrainischen Sicherheitsstrukturen: „Viele internationale Akteure haben das Land verlassen, aber die EU-Mission ist geblieben. Und das bedeutet so viel für uns." Gemeinsam mit einem internationalen Team arbeitet sie daran, Wissen auszutauschen, Strukturen zu verbessern und die Ukraine auf europäische Standards vorzubereiten.

Wissen aus NRW für die Ukraine

Diese Suche nach Wissen führte sie nach Brühl, wo sie den europaweit standardisierten „Training-of-Trainers“-Kurs (ToT) am Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei Nordrhein-Westfalen (LAFP) NRW besuchte. In diesem Kurs werden Trainerinnen und Trainer nach anerkannten Standards geschult, um ihrerseits das neue Wissen an Fortzubildende weitergeben zu können. 

Inmitten des historischen Schlossparks wurde ihr die Wucht ihrer Situation bewusst. Während ihre Heimat brannte, war sie umgeben von Ordnung und Sicherheit. Sie weinte. Für einen Moment musste sie nicht stark sein. Für diesen Moment spürte sie, welche Lasten sie über viele Monate Tag und Nacht schulterte – eine therapeutische Erfahrung, wie sie heute sagt.

Doch Olha ist keine Frau, die in Trauer versinkt: „Ich war in Brühl, um zu lernen, um stärker zu werden. Diese Ausbildung ist für mich ein Geschenk." Das Seminar beim zuständigen Dezernat für Auslandsverwendungen und internationale Fortbildungen (Dezernat 13) beeindruckte sie tief: „Die Professionalität, die Tiefe der Inhalte und die Möglichkeit, von erfahrenen Trainerinnen und Trainern zu lernen, waren für mich eine einmalige Chance."

Digitale Wege zur Wissensvermittlung

Auch der zweite Lehrgang, den Kurs „Training-of-eTrainers“ (ToeT), für welchen das Dezernat 13 ebenfalls den europäischen Standard erarbeitet hat und den Olha online absolvierte, hatte immense Vorteile: „Ich habe erkannt, wie wertvoll zeitgemäße digitale Lernmethoden sind." Die Flexibilität des Online-Kurses war für sie ein Segen – schließlich pendelt sie regelmäßig zu ihrer Tochter, die in relativer Sicherheit in einem anderen Teil der Ukraine lebt: „Ich will, dass sie eine Zukunft hat, für die sich all diese Anstrengung lohnt."

Zudem ermöglicht das Online-Format, Wissen schneller und breiter an Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine weiterzugeben. „Ich kann Inhalte direkt in unsere EUAM-Missions-Schulungen integrieren, ohne lange Reisen auf mich nehmen zu müssen, was vor allem für die wichtig ist, die zu nah an besonders gefährdeten Gebieten leben. So erreichen wir noch mehr Personen." Besonders wird der Lehrgang durch die Zertifizierung des European Security and Defence College (ESDC), wodurch seine Qualität und Anerkennung zusätzlich unterstrichen wird.

Sichtbare Auswirkungen nach sehr kurzer Zeit

Olha setzt das Gelernte bereits konkret um: „Ein großes Thema ist die Methodik – wie wir Wissen vermitteln, wie wir Schulungen aufbauen." So hat sie die in Brühl erlernten didaktischen Konzepte in Trainings für ukrainische Sicherheitskräfte eingebaut: „Wir strukturieren unsere Schulungen jetzt interaktiver, mit mehr Praxisanteilen und Szenarien, die den realen Herausforderungen und den EU-Standards besser entsprechen."

Ein weiteres Beispiel: Der verstärkte Einsatz digitaler Lehrmethoden. „Dank der Online-Erfahrungen mit dem LAFP NRW setzen wir verstärkt auf Webinare und E-Learning – das hilft uns enorm, Ausbildung auch in Kriegszeiten aufrechtzuerhalten", so Olha

Vor Ort bildet Olha nicht nur Polizistinnen und Polizisten aus, sondern auch Angehörige der Nationalgarde, der Grenzschutzbehörde, dem Zoll, der Staatsanwaltschaft und anderer Sicherheitsorgane. Ihr Ziel ist es dabei, den Rechts- und Vollzugssektor zu stärken und lokale Eigenverantwortung für die nächsten Jahre zu fördern.  Besonders erfolgreich ist das Community-Policing-Programm, bei dem enge Zusammenarbeit zwischen Polizei sowie Bürgerinnen und Bürgern das Vertrauen in die Sicherheitskräfte stärkt: „Wenn die Polizei mit den Menschen und für die Menschen arbeitet, steigt das Vertrauen – und das ist in diesen Zeiten wichtiger denn je." Auch die Zusammenarbeit mit der Antikorruptionsbehörde und dem Justizministerium gehört zu ihrem Aufgabenbereich. Die in Deutschland erlernten Konzepte bringt sie direkt in diese Schulungen ein.

Ein Beispiel für erfolgreiche internationale Zusammenarbeit

Olhas Geschichte zeigt eindrucksvoll, wie Bildung und Unterstützung neue Perspektiven schaffen können – und wie die Polizei NRW mit ihrem Engagement über Grenzen hinweg wirkt. „Diese Schulung hat mir nicht nur fachlich unglaublich viel gebracht, sondern mir auch gezeigt, dass wir in Europa zusammenstehen", resümiert Olha.

Sie nimmt Wissen mit zurück, das sie direkt an andere weitergeben kann: „Wir brauchen moderne Lehrmethoden, neue Standards, mehr internationale Zusammenarbeit – und genau das bekomme ich hier."

Das LAFP NRW und insbesondere das Dezernat 13 haben mit diesen Fortbildungen nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur internationalen polizeilichen Zusammenarbeit geleistet. 

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110